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Gleismannsbahnhof.Gleis 3.Eidelstedt.

Gleis 3.8 - Bahnanlagen in Hamburg-Eidelstedt / Stellwerke

Skizze des Geländes des ehemaligen Rangierbahnhofes Eidelstedt.
Auf dieser Skizze sind die einzelnen Bereiche der Bahnanlagen in Eidelstedt eingezeichnet.


Die Stellwerke im ehemaligen Rangierbahnhof Eidelstedt

"Bereits im Jahre 1901 soll es in Eidelstedt ein Stellwerk für einen Ortsgüterbahnhof gegeben haben. Bis 1922 entstanden die mechanischen Stellwerke Egn (Eidelstedt Einfahrgruppe von Norden), Egs (Eidelstedt Einfahrgruppe von Süden), En (Eidelstedt Nord an der Bahnhofseinfahrt aus Norden), Eo (Eidelstedt Ost), Es (Eidelstedt Süd) und Ew (Eidelstedt West). Die Stellwerke wurden ergänzt durch die beiden elektromechanischen Stellwerke Er I (Eidelstedt Rangierstellwerk I nach Norden) und Er II (Eidelstedt Rangierstellwerk II nach Süden) zur Bedienung der Weichenstraßen an den beiden Ablaufbergen, sowie die beiden mechanischen Stellwerke Er III und Er IV vor der Ausfahrgruppe nach Norden.

Der Eidelstedter Rangierbahnhof war so gegliedert, dass für den Güterverkehr sowohl für die Relation Altona - Elmshorn als auch für die Relation Elmshorn - Altona je drei Gleisgruppen zum Teilen und Zusammenstellen von Güterzügen vorhanden waren: Die Einfahrgruppe, der Ablaufberg mit der Richtungsgruppe und die Ausfahrgruppe. Zwischen den Gleisgruppen befanden sich Weichenstraßen, denen jeweils ein Stellwerk zugeordnet war. So befand sich das mechanische Stellwerk Egn an der Einfahrt zur Einfahrgruppe von Norden, das elektromechanische Stellwerk Er II an der Weichenstraße des Ablaufberges zur Richtungsgruppe nach Süden, das mechanische Stellwerk Ew an der Ausfahrt der Richtungsgruppe bzw. Ordnungsgruppe zur Ausfahrgruppe und das mechanische Stellwerk Es an der Ausfahrt der Ausfahrgruppe nach Süden. Nordwärts sah es ähnlich aus: Die mechanischen Stellwerke Egs und Eo lagen an der Ein- und Ausfahrt der Einfahrgruppe, das elektromechanische Stellwerk Er I am nördlichen Ablaufberg, das mechanische Stellwerk Er III an der Ausfahrt von der Richtungsgruppe zur Ausfahrgruppe nach Norden und das mechanische Stellwerk Er IV an der Ausfahrt der Ordnungsgruppe zur Ausfahrgruppe ebenfalls nach Norden. Die beiden Ordnungsgruppen dienten der Änderung bei der Wagenreihung für Nahgüterzüge.

So wurde der neu eröffnete Rangierbahnhof Eidelstedt von immerhin zehn Stellwerken überwacht, während sich der wesentlich größere und modernere Rangierbahnhof Maschen heutzutage mit sechs Stellwerken begnügt. Man muß beim Vergleich beider Bahnhöfe aber bedenken, dass die in Eidelstedt tätigen Fahrdienstleiter und Weichenwärter in allen zehn Stellwerken die Fahrwegprüfung selbst durchführen mußten; eine Gleisbesetztmeldung wie bei den heutigen Gleisbildstellwerken stand seinerzeit noch nicht zur Verfügung. Aus diesem Grunde waren die meisten Eidelstedter Stellwerke mehrgeschossig ausgelegt, damit vom erhöhten Betriebsraum der gesamte Fahrwegprüfbezirk überblickt werden konnte. Die mehrgeschossige Bauweise hatte zudem den Vorteil, dass die für mechanische Stellwerke obligatorischen Spannwerke, die Längenunterschiede der Spannseile für die Weichen- und Signalbedienung bei Temperaturschwankungen ausgleichen sollen, im Untergeschoss des Gebäudes untergebracht werden konnten.

Die Bedienung mechanischer Stellwerke geschieht mit Stellhebeln, deren Umstellung einen relativ hohen menschlichen Kraftaufwand erfordert. Wesentlich leichter zu bedienen sind dagegen elektromechanische Stellwerke, bei denen die Weichen- und Signalantriebe elektrisch betrieben werden. Deshalb waren die Eidelstedter Rangierstellwerke an den Ablaufbergen der beiden Richtungsgruppen Er I (nordwärts) und Er II (südwärts) elektromechanisch, weil nur diese Technik schnelle und kräftesparende Umstellvorgänge der Weichen zuläßt.

Wärterstellwerke wie die Eidelstedter Rangierstellwerke Er I – IV dienten nur Rangierfahrten, die ohne Festlegung von Fahrstraßen durchgeführt werden. Die Durchführung des Rangierverkehrs liegt auschließlich in der Verantwortung des jeweiligen Stellwerkswärters."

Prinzipskizze der Lage der ehemaligen Gleisanlagen und Stellwerke im Rangierbahnhof Eidelstedt.

Prinzipskizze der Lage der ehemaligen Gleisanlagen und Stellwerke im Rangierbahnhof Eidelstedt, Stand 1949.

"Neben der Technik ist beim Stellwerksbetrieb organisatorisch zwischen Zugfahrten und Rangierfahrten zu unterscheiden. Zugfahrten innerhalb eines Bahnhofs sind nur zulässig, wenn die Zugfahrstraßen vor Fahrtbeginn vom zuständigen Fahrdienstleiter festgelegt werden. Nur dann ist eine Signalbetätigung möglich. Sind mehrere Stellwerke innerhalb eines Bahnhofs an einer Zugfahrt beteiligt, so muß diese durch den Bahnhofsblock zwischen dem Fahrdienstleiterstellwerk und den beteiligten Wärterstellwerken koordiniert werden. Deshalb verfügen an Zugfahrten beteiligte Stellwerke über Blockwerke mit entsprechenden Blockfeldern, die in der Regel durch einen Kurbelinduktor zur Wechselstromerzeugung betätigt werden. Fahrdienstleiter können beteiligten Wärterstellwerken über ein Befehlsfeld Kommandos zur Einstellung einer Fahrstraße übermitteln, Stellwerkswärter übermitteln über ein anderes Blockfeld ihre Zustimmung zur Einstellung einer Fahrstraße.

Hauptbahnen wie die Strecke zwischen Altona und Elmshorn verfügen über einen Streckenblock, mit dem sichergestellt wird, dass sich jeweils nur ein Zug in einem Blockabschnitt aufhält. Fährt ein Zug in einen Streckenabschnitt ein, wird das Anfangsfeld der Strecke geblockt, damit kein weiteres Ausfahrtsignal betätigt werden kann, bevor der Zug den nächsten Bahnhof erreicht. Nach der Ankunft des Zuges im benachbarten Bahnhof blockt der dortige Fahrdienstleiter das Endfeld, um die Strecke für eine weitere Zugfahrt freizugeben. Vor der Inbetriebnahme des S-Bahn-Verkehrs bis zum Bahnhof "Elbgaustraße" im Jahre 1965 befanden sich zusätzlich auf beiden Eidelstedter Bahnsteigen Blockstellen, die von den diensthabenden Aufsichtsbeamten bedient wurden, um die Zugfolge auf der Strecke zu regeln.

Der Ausbau der S-Bahn-Strecke nach "Pinneberg" bis 1967 führte zur Errichtung zweier weiterer Stellwerke: Am Bahnhof "Eidelstedt", der heute dem gemeinsamen Verkehr der S-Bahn und der AKN (Eisenbahn Altona-Kaltenkirchen-Neumünster) dient, befand sich zwischen 1965 und 1983 im Aufbau eines Donnerbüchsen-Personenwagens das elektromechanische Behelfsstellwerk Est (Eidelstedt) für den S-Bahn-Betrieb bis zur "Elbgaustraße" und den Zug- und Rangierverkehr der AKN im Bahnhof "Eidelstedt". Mit der Errichtung des Spurplanstellwerkes Esf (Eidelstedt S-Bahn Fahrdienstleiter) an der "Elbgaustraße", das im Jahre 1983 fertiggestellt wurde, war das Provisorium an der nördlichen Einfahrt des Bahnhofs "Eidelstedt" überflüssig geworden und verschwand in der Folge.

Das frühere Stellwerksgebäude En an der Bahnhofseinfahrt von Norden wurde bei einem Unfall so stark beschädigt, dass es 1971 durch einen Neubau mit einem ebenfalls elektromechanischem Stellwerk ersetzt werden mußte.

Nach der vollständigen Inbetriebnahme des Rangierbahnhofs Maschen im Jahre 1980 verlor der Rangierbahnhof Eidelstedt schnell an Bedeutung. Durch die Errichtung des ICE-Werks auf dem Gelände der ehemaligen Richtungsgruppe Richtung Süden bekam die Anlage ein völlig neues Gesicht. Die Einfahrgruppe wurde in eine Abstellanlage umgewandelt und die Ausfahrgruppe dient der Bereitstellung von ICE-Zügen. 1991 wurde das neue elektronische Stellwerk Ef (Eidelstedt Fahrdienstleiter) in Betrieb genommen und die drei mechanischen Stellwerke Egn, Es und Ew und das elektromechanische Ablaufstellwerk Er II, das auf einer markanten Stellwerksbrücke untergebracht war, gingen in der Folge außer Betrieb und wurden abgebaut. Des weiteren wurden auch die Gleisanlagen der Nordrelation Altona - Elmshorn mit den beiden mechanischen Rangierstellwerken Er III und Er IV zurückgebaut, so daß nunmehr auf dem Bahnhofsgelände nur noch das für den ICE-Verkehr und die südwestliche Streckenumfahrung notwendige Fahrdienstleiterstellwerk Ef, die mechanischen Stellwerke Egs und Eo an der nördlichen Einfahrgruppe, die elektromechanischen Stellwerke En an nördlichen Strecken-Ein- und Ausfahrt und Er I an der durch Rückbau entstandenen Abstellgruppe erhalten geblieben sind.

Mit der Sichtweise der Deutschen Bahn, dass sich die Investionen zum Betrieb eines Stellwerkes bei einer Betriebsdauer von mindestes 60 Jahren rechnen, müssten die Eidelstedter Stellwerke Egs, Eo und Er I nunmehr wirtschaftlich auf der sicheren Seite sein, während die Stellwerke Ef, En und Esf für ihren wirtschaftlichen Betrieb noch eine lange Betriebsdauer vor sich haben."

R. Jurschek.

Prinzipskizze der Lage der ehemaligen Gleisanlagen und Stellwerke im Rangierbahnhof Eidelstedt.

Prinzipskizze der Lage der ehemaligen Gleisanlagen und Stellwerke im Rangierbahnhof Eidelstedt, Stand 2005.

Fotos

Diesellok 218 163-4 mit Stellwerk Er II.

1982 rauscht die Diesellok 218 163-4 gewollt mit ins Bild, als ich vom Stellwerk "Er II" ein Foto mache. Ich mag diese Lokomotivfamilie total gerne, aber der Krach war oft unerträglich! - Das Stellwerk Er II rechts, 1919 erbaut, wurde auch "Brandenburger Tor" genannt und überbrückte zwei unterschiedlich hohe Ablaufgleise, die abwechselnd genutzt wurden, je nachdem, ob es sich um den Sommer- oder den Winterbetrieb handelte. Das Wintergleis (hier nicht sichtbar auf der rechten Seite) lag höher, da der Rollwiderstand der Wagen dann stärker war.

Die andere Seite vom Stellwerk Er II.

Die andere Seite vom Stellwerk "Er II" im Jahr 1982, zusammen mit dem Vorsignal für die Züge aus Elmshorn, dem Kilometerschild 9,0, einem Fernsprecher und einem Abdrück-Lichtsignal. Leider wird das Stellwerk etwas verdeckt. Es war das einzige Stellwerk in Eidelstedt, welches als Brückenstellwerk ausgeführt war.

Touristiklok 103 220 und Stellwerk Esf im Rangierbahnhof Eidelstedt.

Im September 1999 fand im Rangierbahnhof Eidelstedt ein sogenannter "Bahntag" für die interessierte Öffentlichkeit statt. Auf dem Weg zum Veranstaltungsort führt der Weg am Stellwerk "Ef" vorbei, das gerade von der "Touristiklok" 103 220 verdeckt wird.

1990 bietet sich dieser Blick auf das Stellwerk Egs.

1990 bietet sich dieser Blick auf das Stellwerk "Egs", gesehen vom Parkdeck der P+R-Anlage "Elbgaustraße". Interessanterweise folgen auf die beiden Formvorsignale Lichthauptsignale; eine eher ungewöhnliche Betriebsweise. Normalerweise folgt auf ein Formvorsignal immer ein Formhauptsignal.

2004 sieht das Stellwerk Egs noch fast genauso aus wie 1990 aus.

2004 sieht das Stellwerk "Egs" noch fast genauso aus wie 1990 aus, selbst die Formsignale haben sich gehalten. Nur die Bildqualität ist viel besser. An den Türen und den Fensterscheiben des Stellwerks sieht man leichte Veränderungen gegenüber 1990.

Zufahrtsgleise der S-Bahn-Außenstelle 1990.

Ein weiterer Blick vom P+R-Haus im Jahr 1990 fällt auf die S-Bahn-Außenstelle "Elbgaustraße" mit ihren beiden Zufahrts- bzw. Wartegleisen und der schwach im Hintergund erkennbaren Triebwagenhalle. Rechts sieht man die Kanzel vom 1983 errichteten Stellwerk "Esf". Ebenfalls im Bild zu sehen sind zwei Triebzüge der Baureihe 472/473, noch in ihrer ursprünglichen Farbe "ozeanblau/beige". Der rechte Zug ist als S 3 nach Pinneberg unterwegs, während der linke Zug hier an der "Elbgaustraße" wendet, um wenig später wieder als S 21 in die Stadt zurückzufahren.

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Vielen Dank an R. Jurschek!

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