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Die Straßenbahn in Hamburg.

Gleis 8.1-94.21: Die Entwicklung der Hamburger Straßenbahn von 1894 bis 1921

2. Die "Elektrische"

Da Pferde als Antriebsart gewissen natürlichen Beschränkungen unterliegen und die Haltung auf Dauer zu teuer wurde, wurde nach anderen Antriebsarten gesucht. Nach einigen Versuchen mit der Dampfkraft (ab 1879) nach Wandsbeck und Akkumulatorenwagen (ab 1886) nach Barmbeck wurde schließlich der elektrische Antrieb gewählt. Die behördliche Genehmigung erfolgte 1893. Am 5. März 1894 wurde die "Ringbahn um die innere Stadt" als erste Strecke elektrifiziert, der im gleichen Jahr noch zwei weitere Strecken folgten, und zwar die vom Schlump zur Veddel am 9. April und die Linie vom Pferdemarkt (heute: "Gerhart - Hauptmann - Platz") nach Eimsbüttel am 13. Mai. Es verkehrte also keine Linie durch die innere Stadt (Rathaus / Börse / Jungfernstieg) Dieses Verfahren wurde gewählt, da man gegenüber dem elektrischen Betrieb sehr skeptisch war und die komplette Umstellung scheute.

Die Hamburger waren von dem neuen Verkehrsmittel begeistert, so daß nun die restlichen Pferdebahnstrecken nach und nach ebenfalls elektrifiziert werden sollten. Geplant war, bis 1897 alle wichtigen Strecken elektrisch zu betreiben und in der Folgezeit die restlichen Strecken auch mit einem Fahrdraht zu überspannen. Tatsächlich gab es bis zum 27. Dezember 1922 eine Pferdebahn in Hamburg (von Wandsbeck nach Marienthal), da sich die "Lübeck - Büchener Eisenbahn (LBE)" lange aus Existenzangstgründen gegen eine Elektrifizierung gewandt hatte. Damit wurde Hamburg die letzte Großstadt in Deutschland, die noch über ein derartiges Verkehrsmittel verfügte.

Die "Centralbahn" führte ab Februar 1896 feste Haltestellen ein, was die "SEG" dann auch übernahm. 1898 zog die Fahrzeugproduktion der "SEG" von Wandsbeck zur neugegründeten Hauptwerkstätte am Falkenried um, die im Laufe der nächsten Jahrzehnte eine bedeutende Position im Fahrzeugbau weltweit erlangte. 1899 wurde die Straßenbahn nach Blankenese eröffnet. Sie wurde von der "Elektrischen Bahn Altona - Blankenese (EBAB)" betrieben.

Die Fahrleitung

Die Fahrleitungsausrüstung der "SEG" stammte von den Firmen "Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft (AEG)" und "Union Electricitäts - Gesellschaft (UEG)", die der "Trambahn" und der "Centralbahn" von der "EAG". Als Oberleitung wurde ein einzelner Runddraht aus Elektrolytkupfer genommen, an dem mittels einer Rolle, die an einer Stange befestigt war, der Strom abgenommen wurde. Dieses System hat der Amerikaner Frank J. Sprague zwar nicht erfunden, aber vervollkommnet, so daß es nach ihm benannt wurde. Da alle agierenden Straßenbahngesellschaften bei der Elektrifizierung von Anfang an die gleiche elektrische Ausrüstung erhielten, gab es keine Kompatibilitätsprobleme und jede Bahn konnte die Oberleitung der Konkurrenz benutzen. Diese Rolle sprang oft aus der Fahrleitung. Das System Sprague wurde aber trotz einiger Versuche mit Bügelstromabnehmern bei der HHA bis zum Ende der Straßenbahn beibehalten.

Die Rolle eines Stangenstromabnehmers.
Hier ist die Rolle eines Stangenstromabnehmers zu sehen, die gerade aus der Fahrleitung gesprungen ist. Hamburg war die letzte Großstadt in Deutschland, die bei der Stromabnahme der Straßenbahn noch die Rolle verwendete. Foto vom Sommer 2004 in Schönberger Strand.


Die Fahrleitungsmasten der Straßenbahn waren in der Anfangszeit sehr kunstvoll und aufwendig gestaltet. Trotzdem durften sie nicht auf dem Jungfernstieg aufgestellt werden, da befürchtet wurde, daß "Hamburgs gute Stube" durch die Masten "verschandelt" werden würde. Durch die beengte Führung durch die "Poststraße" und die "Gerhofstraße" stand die Straßenbahn immer öfter im Stau, so daß schließlich im September 1900 doch eine Strecke auch über den "Jungfernstieg" verlaufen durfte.

Fahrzeuge

Die ersten Fahrzeuge waren zweiachsige Wagen, die vorne und hinten offene Plattformen hatten, teilweise gab es auch offene Sitzwagen, die bei schönem Wetter Verwendung fanden. Für den Kutscher gab es einen separaten Platz, allerdings war dieser ungeschützt. Die Endpunkte waren Stumpfstellen, so daß das Pferd umgespannt werden mußte, wenn die Fahrt zurückging. Die Fahrzeuge entstanden zuerst von fremden Firmen, doch die "SEG" begann in den 1890er Jahren mit dem Eigenbau von Wagen. Die ehemaligen Pferdebahnwagen wurden nach der Elektrifizierung nicht ausgemustert, sondern als Anhänger weiterverwendet.

Die elektrischen Wagen und die Anhänger waren erst zweiachsig, doch bereits 1897 entstanden die ersten vierachsigen Wagen. Die Lackierung war im Bauchbereich der Wagen grün und im Fensterbereich creme / gelb. Bereits 1895 erhielten die einmotorigen Zweiachser zwei Motoren.

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3. Anfang des 20. Jahrhunderts

Ab 1900 wurden die 31 Linien der "SEG" nach einem bestimmten System numeriert, die Wagen der "Centralbahn" fuhren jedoch weiterhin ohne Nummer mit ihren Linienkennfarben "Grün", "Rot" und "Rot - Weiß". Die Straßenbahn - Dachzeichen, die farbigen Ecklaternen und die farbige Seitenbeschilderung wurden jedoch (zunächst) noch beibehalten. 1902 fuhr die erste Straßenbahn über die Süderelbbrücken, nachdem in Harburg bereits zwei Monate vorher ein Inselbetrieb entstanden war. 1904 betrug die Streckenlänge aller Straßenbahnen 160 Kilometer. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden weitere Linien eröffnet, so daß es 1913 40 Linien und die "Centralbahn" gab. Es entstanden in dieser Zeit unter anderem die Strecken zu den Altonaer Friedhöfen (1900), die Strecke nach Groß Borstel (1903), zum Hagenbecks Tierpark und nach Niendorf (1907) und in den Freihafen (1909). Diese letzte Strecke wurde ausdrücklich nur als Provisorium eröffnet, bis die geplante Freihafen - Hochbahn fertig wäre!

Am Großen Burstah etwa 1906.
So sah "shared space" vor über hundert Jahren aus: Eine Kette von Straßenbahnen schiebt sich 1906 durch die Straße "Großer Burstah", daneben Fußgänger und Pferdefuhrwerke. Diese Enge der unterschiedlichsten Verkehrsmittel führten zur Überlegung, in Hamburg eine elektrische Hoch- und Untergrundbahn zu errichten.


Durch die Umgestaltung der Innenstadt mit der Eröffnung der "Mönckebergstraße" wurde 1910 auch die Straßenbahn durch die bis heute wichtigste Haupteinkaufsstraße geführt. Die ersten Linien dort waren im März desselben Jahres die Linien 1 und 4. Ebenfalls 1910 überstieg die Einwohnerzahl Hamburgs die Millionengrenze. In den Jahren vor den Ersten Weltkrieg entstanden noch die Strecken nach Schnelsen (1912), nach Eidelstedt (1913) und nach Billstedt (damals noch Schiffbek genannt) noch kurz vor Ausbruch des Krieges im Juni 1914.

Im Ersten Weltkrieg entstanden der "SEG" ernsthafte Probleme, da viele Männer, die bei ihr im Dienst standen, eingezogen wurden. Auch gestaltete sich die Ersatzteilbeschaffung durch die zunehmende Rohstoffverknappung schwieriger. Im Laufe des Krieges wurden Schienen zu verschiedenen Lebensmittelverladestellen gebaut. Auch die Kohlenversorgung und der Pakettransport wurde mit der Straßenbahn abgewickelt. Am 1. Januar 1919, also nach Ende des Ersten Weltkrieges, wurde die "SEG" von der "HHA" übernommen, nachdem bereits am 11. Juli 1918 ein Vertrag über die Fusion von HHA und der "SEG" abgeschlossen wurde. Die "Centralbahn" jedoch fuhr bis zum Ende ihrer Konzession am 31. Dezember 1922 unter Eigenregie weiter.

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Erstellt seit dem: 4. Februar 2005
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Zuletzt aktualisiert am: 23*01*2019

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